1,8 Millionen für Bonner Neurowissenschaftler

EU fördert Forschung am Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen

Bonn, 14. Dezember 2016. Der Bonner Neurowissenschaftler Prof. Stefan Remy (41) erhält einen mit 1,8 Millionen Euro dotierten „Consolidator Grant“ des Europäischen Forschungsrats (ERC). Der Grant ist eine besondere Auszeichnung, denn neben der hohen Fördersumme hat das ERC den Anspruch Top-Wissenschaftler mit bahnbrechenden Ideen auszuzeichnen. Stefan Remy will damit untersuchen, wie das komplexe Verhalten von Mäusen in der Aktivität einzelner Nervenzellen kodiert ist. Ziel ist, die Funktionsweise ganzer Hirnareale zu verstehen, in dem man zuerst die Signalverarbeitung der kleinsten Schaltstellen, der Nervenzellen, aufklärt und sie dann zu neuronalen Netzwerken verknüpft. Remy ist Arbeitsgruppenleiter am DZNE und hat einen Lehrauftrag an der Universität Bonn.

Die Consolidator Grants des ERC unterstützen Nachwuchsforscherinnen oder –forscher darin, unabhängig und auf bereits hervorragende Ergebnisse aufbauend ein ehrgeiziges Forschungsvorhaben zu realisieren. Sie sollen denen nutzen, welche ihr Forschungsteam weiter etablieren und eine erfolgreiche Karriere in der Wissenschaft fortsetzen wollen. In diesem Jahr wurden in einem hoch kompetitiven Verfahren aus 2.274 Anträgen europaweit 314 Wissenschaftler ausgewählt.

Dem Gehirn beim Denken zuschauen – das fasziniert nicht nur Wissenschaftler, sondern auch jeden, der sich mit philosophischen Themen beschäftigt. Der Blick ins Gehirn ist methodisch sehr schwierig und aufgrund der Komplexität eine wahre Herausforderung. Doch den Neurowissenschaftler Stefan Remy hält dieses Forschungsfeld schon seit seiner Doktorarbeit und einem Forschungsaufenthalt als Alexander von Humboldt-Stipendiat an der Northwestern University in Chicago, gefangen. Dort hatte er begonnen, die Kommunikation zwischen einzelnen Nervenzellen im isolierten Gewebe zu beobachten.

Erst kürzlich veröffentlichte Remy in dem renommierten Fachblatt Nature Neuroscience, wie Geschwindigkeitsinformationen in der Navigationszentrale des Gehirns verarbeitet werden. Mit dem Consolidator Grant will er noch ein Stück weiterkommen: Stefan Remy und sein Team wollen die Eingangssignale auf einzelne Nervenzellen untersuchen, während sich die Maus frei bewegt. „Wir wollen Schritt für Schritt neue Erkenntnisse über die Funktionen einzelner Nervenzellen während des Verhaltens messen und damit ein Computermodell generieren, mit dem wir zum Schluss die natürliche Funktion präzise voraussagen können“, so Stefan Remy. „Wir wollen verstehen, wie ein neuronales Netzwerk, im speziellen das Navigationssystem unseres Gehirns, arbeitet.“

Dazu haben sie aufwändige Methoden entwickelt, welche es erlauben dem Hirn und einzelnen Nervenzellen beim Verarbeiten von Signalen zuzusehen. Die Daten sollen schon früh auch anderen Wissenschaftlern zum Austausch zur Verfügung stehen. Dies soll nicht nur dem wissenschaftlichen Verständnis dienen. Die Entschlüsselung des neuronalen Codes auf der Ebene einzelner Nervenzellen und von größeren Netzwerken, kann auch neue Impulse zur Entwicklung von Hirn-Maschine Schnittstellen und Neuroprothesen setzen, die in weiterer Zukunft  einmal beim Menschen eingesetzt werden könnten, beispielsweise um Symptome neurodegenerativer Erkrankungen zu mildern.

„Alles was wir denken, erinnern und fühlen ist in unserem Gehirn hinterlegt. Wenn wir die Aktivität neuronaler Netzwerke entschlüsseln, sind wir einen riesigen Schritt weiter in der Entschlüsselung dieses faszinierenden, aber noch weitgehend geheimnisvollen Organs“, so Stefan Remy.

„Stefan Remy ist ein hervorragender Wissenschaftler. Wir gratulieren ihm zum ERC-Consolidator Grant, der seine Arbeit  auszeichnet und ihm zudem viel Freiheit für seine weitere Forschung gibt. Das Vorhaben ist vor allem deshalb so interessant, weil es eine Art Vorlage für viele weitere Vorhaben sein kann", sagt Prof. Pierluigi Nicotera, wissenschaftlicher Vorstand und Vorstandsvorsitzender des DZNE. „Für das Verständnis vieler Erkrankungen des Nervensystems ist es überaus wichtig herauszufinden, wie Nervenzell-Netzwerke und ganze Hirnregionen bei verschiedenen Verhaltensweisen arbeiten.“

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