Anpacken, wo es nötig ist: Die Dementia Care Manager

Vom DZNE werden Spezialistinnen und Spezialisten ausgebildet, die bei der Pflege von Menschen mit Demenz helfen. Dank ihrer Erfahrung und enger Netzwerke lässt sich die Lebensqualität deutlich steigern – von Patienten ebenso wie von Angehörigen.

Jemand muss den Überblick behalten, wenn eine Patientin oder ein Patient an Demenz erkrankt: Jemand, der die Behandlung mit Haus- und Fachärzten koordiniert, der das Pflegepersonal informiert und weiß, welche Unterlagen für die Versicherungen nötig sind und welche Hilfsmittel den Alltag erleichtern. Netzwerker, Koordinatoren und vor allem Helfer sein – das ist die Rolle von Dementia Care Managern, die am DZNE ausgebildet werden.

Am Beginn stand eine Studie in Mecklenburg-Vorpommern, die auch international viel beachtet wurde: In DelpHi-MV wollten die Forscherinnen und Forscher herausfinden, wie sich die Betreuung von Patienten verbessern lässt. Eingeflossen sind die Erfahrungen und Verbesserungsvorschläge von Ärzten, Pflegern, Apothekern, Patienten und Angehörigen. Über Jahre hinweg entwickelten und erprobten sie so das Konzept des Dementia Care Managements, das alle Beteiligte entlasten soll – und das Leben von Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen lebenswerter macht.

Aus dieser Studie ist ein konkretes Weiterbildungsangebot entstanden, in dem Dementia Care Manager ausgebildet werden. Mehr als 600 Theorie- und Praxisstunden umfasst diese hochkomplexe Ausbildung, aus der inzwischen die ersten als Dementia Care Manager zertifizierten Pflegefachkräfte hervorgegangen sind.

Einblicke in die Praxis

Im Mittelpunkt steht unter anderem die Koordination von Ärzten und Pflegekräften. In der Praxis gibt es oft Schwierigkeiten beim Austausch, obwohl alle Beteiligten eigentlich am gleichen Strang ziehen. Die Kommunikation zu verstetigen und Absprachen zu erleichtern, ist deshalb ein wichtiger Schritt.

Was die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aber auch herausgefunden haben: Viel Handlungsbedarf besteht im nicht-medizinischen Bereich. Sozialrechtliche Beratung etwa spielt für die Angehörigen eine große Rolle und etliche Fragen dazu, wie sich der Alltag organisatorisch gestalten lässt und wie die Freude am Leben bei den Patientinnen und Patienten erhalten werden kann. Das sind Fragen, die in der Praxis oft hintangestellt werden, weil über die Klärung des dringenden medizinischen Bedarfs oft kein Raum mehr für alle anderen Aspekte bleibt.

Das Wichtigste auf einen Blick

  • In die Betreuung von Demenzpatientinnen und -patienten sind viele Helfer eingebunden, von Ärzten über Pfleger bis hin zu den Angehörigen.
  • Alle Beteiligten zu koordinieren und damit die Pflege zu verbessern und die Lebensqualität zu erhöhen – das ist die Aufgabe von Dementia Care Managern.
  • Das Konzept der Dementia Care Manager ist von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern am DZNE-Standort Rostock/Greifswald entwickelt worden.

Zielgenaue Hilfe von den Spezialisten

An genau dieser Stelle setzt die Rolle der Dementia Care Manager an. In der ersten Zeit besuchen sie ihre Patientinnen und Patienten mindestens einmal pro Woche, um ihre Lebenssituation besser kennenzulernen und ein Vertrauensverhältnis aufzubauen. Sie nehmen Kontakt zu den behandelnden Ärzten und zuständigen Pflegediensten auf. Und üblicherweise stoßen sie auf Probleme, die bislang noch niemand mitbekommen hat: dass jemand beispielsweise nachts Probleme mit der Inkontinenz hat, schwer hört oder schlecht sieht. Dass die Stufen vor der Haustür zu hoch geworden sind und eigentlich eine Rampe nötig wäre.

Bei diesen Problemen packen die Dementia Care Manager unmittelbar an. Sie sind verbunden mit einem ganzen Netzwerk an Hilfsdiensten: Sie vermitteln einen Kontakt an die die Pflegeberatung bei der Krankenkasse, organisieren Spezialisten für Sanitärbedarf oder auch Ansprechpartner bei örtlichen Angehörigengruppen, in denen sich Kinder oder Ehepartner von Demenzkranken austauschen. Schnell und unbürokratisch lassen sich so ganz konkrete Hilfsangebote organisieren, die das Leben aller Beteiligten unmittelbar vereinfachen.

Die Zwischenbilanz macht Hoffnung

Wie hilfreich das Dementia Care Management tatsächlich ist, konnten Forscherinnen und Forscher inzwischen nachweisen. Sie begleiteten Patientinnen und Patienten über ein Jahr hinweg – und zwar solche, die von den Fachleuten betreut wurden, ebenso wie eine Kontrollgruppe, die nach den bisher üblichen Standards versorgt wurde. Das Ergebnis: Bei der Gruppe, in der die Dementia Care Manager tätig waren, tauchten weniger psychiatrische Probleme auf, es waren weniger ani-dementive Behandlungen nötig und die Angehörigen gaben zu Protokoll, spürbar entlastet zu sein. Die Lebensqualität von Patientinnen, Patienten und Angehörigen stieg deutlich.

Mit dieser positiven Zwischenbilanz im Hinterkopf werden gerade die Weichen gestellt, um die Ausbildung zukünftig auch bundesweit und von den Kostenträgern anerkannt anbieten zu können: Der erste, 2022 mit einem anerkannten Bildungsträger durchgeführte Pilotkurs ist abgeschlossen und wird gerade evaluiert. Sollte diese Begutachtung positiv ausfallen, können hoffentlich schon bald viele weitere Menschen von einer umfassenderen Versorgung und speziell auf sie zugeschnittenen Angeboten profitieren.

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