Frontotemporale Demenz: Prof. Manuela Neumann erhält Förderung der Alzheimer Forschung Initiative

Krankhaft veränderte Proteine im zentralen Nervensystem sind ein gemeinsames Merkmal vieler neurodegenerativer Erkrankungen. So auch bei der Frontotemporalen Demenz (FTD): Hier spielt das Protein TDP-43 eine wichtige Rolle. Prof. Manuela Neumann vom DZNE Tübingen erforscht nun in einem neuen Projekt, wie Veränderungen dieses Proteins zur Entstehung der Krankheit beitragen. Gemeinsam mit ihrem Team wird sie Antikörper gegen TDP-43 herstellen, um außerdem neue Ansatzpunkte für künftige diagnostische Verfahren sowie für weiterführende Behandlungsansätze zu identifizieren. Das Projekt hat eine Laufzeit von drei Jahren und wird von der gemeinnützigen Alzheimer Forschung Initiative e.V. (AFI) mit 120.000 Euro gefördert.

Unter Frontotemporaler Demenz (FTD), auch als Frontotemporale Lobärdegeneration (FTLD) bezeichnet, versteht man eine seltene Demenz-Form, bei der Nervenzellen im Stirnhirn (Frontallappen) und im Schläfenlappen (Temporallappen) untergehen. In diesen Gehirnbereichen werden wichtige geistige Funktionen gesteuert: Zu den Aufgaben der Frontallappen gehören unter anderem das Sozialverhalten und die Verhaltenskontrolle, die Temporallappen sind unter anderem für das Sprachverständnis von Bedeutung.

Veränderte Persönlichkeit und auffälliges Sozialverhalten

Die Symptome sind von Patient zu Patient zum Teil sehr unterschiedlich – abhängig davon, in welchem Gehirnbereich Nervenzellen absterben. Frontotemporale Demenzen machen sich zunächst meist durch Veränderungen der Persönlichkeit und des Verhaltens bemerkbar – anfangs häufig durch Achtlosigkeit, Desinteresse und Unkonzentriertheit, im späteren Krankheitsverlauf oft durch Empathie- und Taktlosigkeit sowie Enthemmung. Sprachstörungen können hinzukommen. Diese stehen bei den sprachbetonten Varianten der Frontotemporalen Demenz im Vordergrund. Die Veränderungen haben große Auswirkungen auf das tägliche Leben der Betroffenen und ihrer Familien.

Die Betroffenen sind bei Ausbruch der Krankheit meist jünger als Patienten mit Alzheimer. Häufig treten die Symptome im Alter zwischen 45 und 65 Jahren erstmals zum Vorschein, wobei die Erkrankung auch deutlich früher oder später ausbrechen kann – zwischen dem 20. und 85. Lebensjahr.

Krankhafte Ablagerungen von TDP-43 im Gehirn nachweisbar

Bei der häufigsten Form der Erkrankung findet man im Gehirn krankhafte Ablagerungen des Proteins TDP-43. Diese Form der Frontotemporalen Lobärdegeneration wird daher auch als FTLD-TDP bezeichnet. Das Protein TDP-43 spielt ebenfalls eine Rolle bei der Amyotrophen Lateralsklerose (ALS) und möglicherweise auch bei der Alzheimer-Erkrankung. Es wird vermutet, dass Unterschiede in der Struktur der TDP-43-Ablagerungen zu verschiedenen neurodegenerativen Krankheiten führen können. Prof. Neumann will in ihrem Forschungsprojekt die molekulare Komplexität der verschiedenen TDP-43-Ablagerungen untersuchen und die Unterschiede definieren. Ihr war es bereits vor einigen Jahren gelungen, TDP-43 als krankmachendes Protein bei der ALS sowie Frontotemporalen Demenz zu identifizieren.

Neue Antikörper entwickeln

Mit ihrem Forschungsteam wird Neumann neue Antikörper gegen TDP-43 herstellen, mit denen spezifisch krankhafte Formen von TDP-43 und unterschiedliche strukturelle Arten von TDP-43-Ablagerungen nachgewiesen werden sollen. Neben Zellkulturmodellen stehen dem Tübinger Team Hirnproben von verstorbenen Menschen zur Verfügung, die eine Krankheit mit TDP-43-Ablagerungen hatten. Ziel des neuen Projekts ist es, zum einen neue Erkenntnisse über den Krankheitsbeginn und die Krankheitsentstehung zu gewinnen. Außerdem will Neumann mit ihrem Forschungsteam neue Ansatzpunkte für künftige diagnostische Verfahren identifizieren sowie für weiterführende Behandlungsansätze – z.B. eine mögliche Immuntherapie.

Gefördert wird das Forschungsprojekt „Molekulare Unterschiede des Proteins TDP-43 bei der Frontotemporalen Demenz“ mit 120.000 Euro über einen Zeitraum von drei Jahren von der Alzheimer Forschung Initiative e.V. (AFI). Die AFI ist der größte private Förderer der Alzheimer-Forschung an deutschen Universitäten und öffentlichen Einrichtungen und fördert Projekte, die das aktuelle Wissen über die Alzheimer-Krankheit oder verwandte Demenzen auf dem Gebiet der Ursachen-, Diagnose- und klinischen Forschung erheblich verbessern.

Videobotschaft von Prof. Manuela Neumann zu ihrem Projekt

Februar 2022

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