Wenn die Durchblutung im Gehirn eingeschränkt ist

Vaskuläre Demenz ist ein Überbegriff für Erkrankungen, bei denen die Funktion des Gehirns beeinträchtigt wird. Der Begriff „vaskulär“ leitet sich vom lateinischen Wort „vas“ für „Gefäß“ ab und bedeutet „die Blutgefäße betreffend“. Gemeinsame Ursache dieser Erkrankungen ist eine Veränderung in der Hirn-Durchblutung: Wenn sie eingeschränkt ist, können die Nervenzellen im Gehirn nicht mehr wie gewohnt arbeiten und erleiden bleibende Schäden, die unter anderem zu Gedächtnisverlusten und Konzentrationsstörungen führen können. Während sich etwa die Alzheimer-Demenz bei den meisten Patientinnen und Patienten zunächst durch die Störung des räumlichen Gedächtnisses äußert und sie zum Beispiel den Heimweg nicht mehr finden, zählen bei den vaskulären Demenzen eine allgemeine Verlangsamung, Konzentrationsstörungen und auch ein unsicherer Gang zu den ersten Symptomen.

Bei den vaskulären Demenzen lassen sich drei hauptsächliche Unterkategorien unterscheiden. Erstens die Demenz, die nach einem akuten Schlaganfall auftreten kann, zweitens die sogenannten zerebralen Mikroangiopathien, die sich oft über Jahrzehnte hinweg unbemerkt aufbauen, und drittens die vaskuläre Komponente bei anderen Demenzen wie etwa Alzheimer.

Vaskuläre Demenz nach einem Schlaganfall

Eine der häufigsten Arten von vaskulärer Demenz ist jene, die nach einem akuten Schlaganfall auftritt. Durch das Blutgerinnsel, das sich im Gehirn gebildet hat, können Nervenzellen geschädigt werden, so dass die Patientinnen und Patienten dauerhafte Einschränkungen in der Gehirnleistung davontragen. Nach bis zu 30 Prozent der Schlaganfälle treten solche Einschränkungen auf; oft auch Wochen oder sogar Monate nach dem Schlaganfall. Bei etwa 300.000 Schlaganfällen, die allein in Deutschland pro Jahr auftreten, ergibt das eine hohe Zahl von Betroffenen. Oft erkennen die behandelnden Ärztinnen und Ärzte diese Komplikation schon frühzeitig, so dass Ergotherapeuten, Logopäden und Neuropsychologen auf der Grundlage von weiteren Tests mit Therapien beginnen können – von Motorik- und Sprachübungen bis hin zu leichten Gedächtnistrainings.

Zerebrale Mirkoangiopathien

Die zerebralen Mikroangiopathien entstehen schleichend. Über Jahre und Jahrzehnte hinweg verengen sich kleine Blutgefäße im Gehirn – oft handelt es sich um mikroskopisch kleine Gefäße –, so dass die Patientinnen und Patienten zunächst noch keinerlei Einschränkungen wahrnehmen. Im Alter von 40 Jahren kann es zu den ersten Verengungen kommen, die aber erst jenseits des 60. Lebensjahres spürbare Folgen zeigen. Zu diesem späten Zeitpunkt ist dann eine Therapie schwierig, weil viele Schädigungen schon eingetreten sind. In 70 bis 80 Prozent der Fälle wird die zerebrale Mikroangiopathie tatsächlich erst so spät diagnostiziert; in den übrigen Fällen stoßen Ärztinnen und Ärzte durch einen Zufallsbefund schon vorher auf die sich anbahnenden Probleme – etwa, wenn sie wegen anhaltender Migräne oder anderer von der Demenz unabhängiger Beschwerden eine Magnetresonanztomographie (MRT) durchführen.

Das Risiko von Mikroangiopathien, die etwa 20-30 Prozent aller Demenzfälle ausmachen, lässt sich durch eine gezielte Prävention verringern. Hier gelten die gleichen Ratschläge wie auch bei anderen Gefäßerkrankungen: Ausdauersport und gesunde Ernährung zählen zu den vorbeugenden Hilfsmitteln, während Übergewicht, Rauchen, Diabetes und Bluthochdruck zu den Risikofaktoren zählen. Selbst nach dem Auftreten von ersten Auffälligkeiten können Patientinnen und Patienten das Fortschreiten des Gedächtnisverlustes verlangsamen, wenn sie auf einen gesunden Lebenswandel achten. Eine Heilung der bereits eingetretenen Schäden ist derzeit allerdings noch nicht möglich.

In ausgesprochen seltenen Fällen haben die zerebralen Mikroangiopathien auch genetische Ursachen. Dabei kommt es oft schon zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr zu Auffälligkeiten bei den Patientinnen und Patienten.

Vaskuläre Demenz und Alzheimer

Dass vaskuläre Veränderungen – also Probleme mit der Durchblutung des Gehirns – auch bei der Alzheimer-Demenz eine Rolle spielen, gilt in der Forschung inzwischen als gesichert. Um 20 Prozent geringer ist bei Alzheimer-Patienten die Hirndurchblutung. Ob das eine der Ursachen für die Erkrankung ist oder eine Folge, wird derzeit noch untersucht.

Sternzellen als Hoffnungsträger für Therapien

Die Hoffnung für eine künftige Therapie der vaskulären Demenz richtet sich derzeit unter anderem auf die sogenannten Astrozyten. Diese Sternzellen haben ihren Namen nach ihrer Form bekommen: Unter dem Mikroskop sehen sie mit ihrem kleinen Zellkörper und dessen vielen Verästelungen wie ein Christbaumstern aus. Sie liegen im Gehirn direkt neben den Nervenzellen und gehen mit ihnen eine regelrechte Symbiose ein: Sie versorgen sie mit allem, was sie brauchen – sie wissen also gewissermaßen, wie man Nervenzellen am Leben hält. Wenn die Forschung die Funktionsweise dieser Sternzellen besser versteht, so die Hoffnung, kann sie daraus Hinweise generieren, wie sich die Nervenzellen beeinflussen und stimulieren lassen. Überdies erprobt die Wissenschaft den Einsatz von bereits zugelassenen Medikamenten, um im Gehirn von Patientinnen und Patienten die durch die Durchblutungsstörungen verursachten Schäden zu bremsen oder langfristig sogar zu beheben.

Um tiefere Einblicke in die Mechanismen der vaskulären Demenz zu bekommen, haben Forschende des DZNE unter anderem eine große klinische Studie aufgelegt. Sie heißt DEMDAS (DZNE - Mechanismen der Demenz nach Schlaganfall); in ihr werden 600 Patientinnen und Patienten an den Standorten Berlin, Bonn, Göttingen, Magdeburg und München über mehrere Jahre hinweg begleitet und immer wieder intensiv untersucht. .

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