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TREM2: Der Booster gegen Alzheimer?

Ein Protein birgt möglicherweise Ansatzpunkte für eine Therapie gegen Alzheimer. Die bisherige Erkenntnis: Je höher der TREM2-Spiegel, desto besser kommen die körpereigenen Immunzellen offenbar mit der Krankheit zurecht.

Das unscheinbare Protein TREM2 hat eine wichtige Funktion: Es treibt die Immunzellen des Gehirns zu Höchstleistungen an. Je höher die Konzentration von TREM2 bei Alzheimer-Patienten ist, desto langsamer verschlechtert sich das Gedächtnis, wie Forscherinnen und Forscher herausgefunden haben. Das bietet Ansatzpunkte für künftige Therapien, in denen die Funktion des Proteins künstlich stimuliert werden könnte.

Die Wirkweise von TREM2 ist eng mit den Mikroglia-Zellen verbunden. Das sind die Immunzellen des Gehirns; wie eine Patrouille kann man sie sich vorstellen, die im Gehirn unterwegs ist und zelluläre Abfallprodukte entsorgt. Dazu zählen auch Ablagerungen im Gehirn, wie sie für Alzheimer typisch sind – etwa die Amyloid-Plaques. Die Mikroglia-Zellen können sie regelrecht umzingeln und gezielt zerstören. Damit verhindern sie offenbar Schaden für das Gehirn.

Dem TREM2-Protein kommt dabei die Funktion eines Schalters zu: Wird er umgelegt, ergeht ein Signal an die Mikroglia-Zellen, die Aktivität zu verstärken. TREM2, ein Eiweißstoff, wird von den Mikroglia-Zellen selbst produziert. Die höchsten Konzentrationen von TREM2 finden sich im Hippocampus, jener Gehirnregion, die für das Gedächtnis und das Lernvermögen zuständig ist. Auffällig ist: Die TREM2-Konzentration nimmt mit dem Alter zu – vermutlich deshalb, weil im Alter mehr zelluläre Abfallprodukte im Gehirn entstehen und damit die Mikroglia-Zellen mehr zu tun haben. Zugleich lässt sich am TREM2-Spiegel im Nervenwasser der Zustand der Mikroglia ablesen.

Ein Warnsignal in der Frühphase von Alzheimer

TREM2 sitzt im Normalfall als Rezeptor auf der Oberfläche von Mikroglia – und weil er sich von dort ablösen kann und dann im Liquor, dem Nervenwasser, nachweisbar ist, kam ihm die Wissenschaft auf die Schliche.  

Wegen seiner Nachweisbarkeit im Nervenwasser könnte TREM2 zugleich als Warnzeichen in der Frühphase der Alzheimer-Erkrankung genutzt werden. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vom DZNE haben herausgefunden, dass die Mikroglia schon ab dem Moment besonders aktiv werden, in dem sich erste Amyloid-Proteine verklumpen – das ist genau der Moment, an dem die Schädigung des Gehirns beginnt. In dieser frühen Phase sind an den Patienten noch keine Symptome erkennbar, bis zum Auftreten von ersten Gedächtnisproblemen kann es noch ganze zwei Jahrzehnte dauern. Weil zu diesem späteren Zeitpunkt die Schädigung des Gehirns aber schon so weit fortgeschritten ist, dass es für eine Therapie zu spät ist, kommt der Früherkennung eine besonders wichtige Rolle zu. Die könnte TREM2 übernehmen, denn ab dem Moment der erhöhten Mikroglia-Aktivität ist auch ein höherer TREM2-Spiegel messbar.

Und noch eine Signalwirkung hat TREM2: Je schneller der Spiegel im Laufe der Jahre ansteigt, desto langsamer schreiten im Gehirn krankhafte Prozesse voran. Das Gedächtnis bleibt stabiler, und der Hippocampus schrumpft weniger stark.

Therapeutische Aktivierung von Mikrogliazellen

Wissenschaftlern am DZNE gelang es, die schützende Funktion von TREM2 zu fördern. Sie entwickelten einen Antikörper, der TREM2 stabilisiert und so dessen Signalwirkung auf schützende Eigenschaften erhöht. Die Mikrogliazellen verjüngen sich, sie vermehren sich wieder, erhöhen ihren Stoffwechsel  und fangen an, Plaques wieder abzubauen. Dieser Ansatz ist so vielversprechend, dass bereits erste Studien im Menschen durchgeführt werden.

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