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FAQ: Lecanemab (Leqembi)

Stand: August 2025

1. Was ist Lecanemab?

Ein neuartiger Wirkstoff zur Behandlung der Alzheimer-Demenz im Frühstadium oder leichter kognitiver Störung (im Fachjargon: mild cognitive impairment, MCI) mit nachgewiesener Amyloid-Pathologie. Genau genommen handelt es sich um einen „monoklonalen Antikörper“, der bei zentralen Ursachen der Erkrankung ansetzt. Das zugehörige Medikament wird unter dem Handelsnamen „Leqembi“ vertrieben.

2. Was bewirkt Lecanemab?

Die Alzheimer-Krankheit ist eine fortschreitende Erkrankung, bei der die geistige Leistungsfähigkeit allmählich nachlässt. Lecanemab kann diesen Krankheitsverlauf verzögern. Der Abbau der kognitiven Fähigkeiten geschieht somit langsamer. Das Medikament kann die Erkrankung nicht heilen, eröffnet jedoch neue Möglichkeiten für die Behandlung einer Alzheimer-Krankheit im Frühstadium.

3. Welchen Nutzen haben Patienten?

Der verlangsamte Krankheitsverlauf bedeutet einen Mehrwert an Lebensqualität: In der Zulassungsstudie zeigte sich, dass die mit Lecanemab behandelten Personen im Alltag besser zurechtkamen als die Teilnehmer der Vergleichsgruppe, die keinen Wirkstoff erhielten. In der auf 18 Monate angelegten Zulassungsstudie entsprach die Verlangsamung des Krankheitsverlaufs einem Zeitgewinn von etwa einem halben Jahr (gegenüber Personen, die ein Placebo erhielten). Zur Wirkung einer längeren Behandlung (bis zu vier Jahre) gibt es bereits Erfahrungen, diese sind aber noch nicht unabhängig überprüft.

4. Was sind mögliche Nebenwirkungen?

Schwellungen (Ödeme) und kleine Blutungen im Gehirn. Diese Veränderungen können frühzeitig in MRT-Aufnahmen nachgewiesen werden. Man spricht dann von „Amyloid-bedingten Bildgebungsanomalien“ (auf Englisch „Amyloid-related Imaging Abnormalities“), kurz ARIA. Sogenannte ARIA-E kennzeichnen Ödeme, ARIA-H stehen für Mikroblutungen. Aufgrund dieser möglichen Nebenwirkungen sind mindestens während der ersten 15 Monate einer Behandlung mit Lecanemab regelmäßige MRT-Untersuchungen des Gehirns erforderlich. Außerdem ist bereits vor Beginn der Behandlung eine MRT-Untersuchung vorgeschrieben, um möglicherweise vorbestehende Mikroblutungen zu erkennen, die eine Behandlung ausschließen würden.

5. Welche Patienten kommen für die Behandlung infrage?

Menschen mit Alzheimer-Erkrankung im Frühstadium oder mit leichter kognitiver Störung mit nachgewiesener Amyloid-Pathologie. Zudem wurde für die Zulassung in der EU empfohlen, dass Patientinnen und Patienten maximal eine Kopie einer speziellen Genvariante (ApoE4) in ihrem Erbgut aufweisen dürfen (gilt hierzulande für schätzungsweise ca. 80 Prozent aller Menschen mit Alzheimer), wenn sie mit Lecanemab behandelt werden sollen – ansonsten ist das Risiko von Nebenwirkungen zu hoch. Ausgeschlossen sind auch Personen, die starke Blutverdünner (Antikoagulanzien) einnehmen. Personen, die Aspirin einnehmen, sind nicht ausgeschlossen.

6. Wie viele Patienten sind das in Deutschland?

Nach Schätzungen des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) kommen (bei Berücksichtigung wichtiger Ausschlusskriterien) hierzulande pro Jahr bis zu 73.000 Patientinnen und Patienten für eine Behandlung prinzipiell infrage. Diese Anzahl dürfte langfristig allerdings zunehmen – angesichts stetig wachsender Patientenzahlen: Denn jedes Jahr erkranken hierzulande mehr als 350.000 Menschen neu an Demenz, etwa 2/3 davon an der Alzheimer-Krankheit. Ausreichend viele Therapieplätze müssen aber erst noch aufgebaut werden, da die Behandlung und die erforderlichen Voruntersuchungen aufwendig sind: Benötigt wird sowohl fachliche Expertise als auch eine technische Infrastruktur, die vorwiegend an spezialisierten Kliniken (insbesondere Gedächtnisambulanzen) und spezialisierten Schwerpunktpraxen vorliegt.

7. Wann wird das Medikament verfügbar sein?

Die EU-Kommission hat Lecanemab am 15. April 2025 für den Einsatz in der EU zugelassen (Näheres dazu hier). In Deutschland wird das Medikament laut Hersteller zum 1. September 2025 verfügbar sein. Die Behandlung geschieht im Rahmen eines von der EU vorgeschriebenen "Controlled Access Program". Diese Zugangsregelung soll die bestimmungsgemäße Verwendung des Medikamentes sicherstellen.

8. Was kostet Lecanemab?

Für Deutschland werden die jährlichen Kosten für Lecanemab auf rund 24.000 Euro geschätzt. Diese werden von den Kassen übernommen. Das sind die Kosten nur für den Arzneistoff, hinzukommen die Behandlungskosten (inklusive erforderliche Begleituntersuchungen). Der Preis des Arzneistoffs wird (nach üblichem Verfahren) zunächst vom Pharmahersteller festgelegt – und kann sich langfristig noch ändern. Denn mit der Markteinführung beginnen Gespräche zwischen dem Hersteller und Akteuren des Gesundheitssystems, um den Preis des Medikamentes und die Kostenübernahme durch die Kassen (AMNOG-Verfahren) langfristig zu verhandeln. Zum Vergleich: in den USA kostet das Medikament pro Jahr 26.500 Dollar

9. Worin besteht der Unterschied zu herkömmlichen Medikamenten?

Lecanemab wirkt im Gehirn auf Prozesse, die an der Entstehung und Fortentwicklung der Alzheimer-Erkrankung beteiligt sind. Das Medikament setzt somit bei einer zentralen Ursache der Erkrankung an. Die bisher zugelassenen Arzneimittel zur Behandlung von Alzheimer, sogenannte Antidementiva, können zwar Symptome einer Alzheimer-Demenz lindern, sie wirken jedoch nicht auf die Auslöser der Demenz.

10. Was ist Lecanemab für ein Wirkstoff?

Es handelt sich um einen „monoklonalen Antikörper“: Das ist ein Eiweißstoff der in einem technischen Verfahren hergestellt wird und Molekülen nachempfunden ist, wie sie das menschliche Immunsystem natürlicherweise produziert. Das Medikament wird per Infusion verabreicht. Über die Blutbahn gelangt der Antikörper dann ins Gehirn. Dort heftet er sich an krankmachende Eiweißstoffe und trägt dazu bei, dass diese abgebaut werden. Konkret richtet sich Lecanemab gegen sogenannte Beta-Amyloid-Proteine, die sich bei einer Alzheimer-Erkrankung im Gehirn ablagern.

11. Welche Voruntersuchungen sind nötig?

Eine klinische Untersuchung nebst Anamnese durch einen Neurologen oder Psychiater sowie neuropsychologische Tests zur Objektivierung der Symptome, Untersuchung des Gehirns mit Magnetresonanz-Tomografie (MRT), Nachweis einer Amyloid-Pathologie durch einen Amyloid-PET-Scan des Gehirns oder eine Untersuchung des Nervenwassers (Liquordiagnostik), Gentest zur Überprüfung des ApoE4-Status. Vor der Behandlung ist eine Untersuchung per MRT erforderlich und während der Behandlung sind weitere, regelmäßige MRT-Kontrolluntersuchungen vorgeschrieben.

12. Wie wird das Medikament verabreicht?

Per intravenöser Infusion alle zwei Wochen. In den USA ist das Medikament auch zur subkutanen Injektion zugelassen: und zwar im Anschluss an eine anfängliche 18-monatige Behandlung per Infusion.

13. Wie lange dauert die Therapie?

Aktuell gibt es Daten über einen Behandlungszeitraum von bis zu vier Jahren, sie deuten darauf hin, dass das Medikament möglicherweise dauerhaft verabreicht werden muss, um den Krankheitsverlauf zu verlangsamen. Erkenntnisse über längere Zeiträume gibt es bislang nicht.

Weitere Informationen

Haftungsausschluss: Diese Darstellung wurde nach besten Wissen erstellt, ersetzt jedoch keine fachärztliche Beratung und erhebt keinen Anspruch auf Richtigkeit, Aktualität oder Vollständigkeit. Dieser Text fußt auf allgemeinen wissenschaftlichen Erkenntnissen und Erfahrungen aus anderen Ländern und muss nach Bekanntwerden der Verschreibungsrichtlinien für Leqembi möglicherweise angepasst werden.