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Zum Welt-Parkinson-Tag 2020

Parkinson (auch „Morbus Parkinson“ oder „Parkinson’sche Krankheit“ genannt) ist eine chronische Erkrankung des Gehirns, die sich durch vielfältige Symptome äußern kann: Im fortgeschrittenen Stadium sind es insbesondere Bewegungsstörungen, also motorische Beeinträchtigungen wie Zittern und eine Versteifung der Arme und Beine. Parkinson gilt nach Alzheimer als die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung. Parkinson tritt zumeist im höheren Erwachsenenalter auf: Die große Mehrzahl der Betroffenen ist mindestens 60 Jahre alt.

Hinweise auf die Erkrankung finden sich bereits in vorchristlichen Texten[1, 2, 3]. Als erste medizinische Beschreibung gilt allerdings der „Aufsatz über die Schüttellähmung“ des britischen Arztes James Parkinson aus dem Jahre 1817. Der französische Neurologe Jean-Martin Charcot (1825 - 1893) prägte Jahrzehnte später die heute übliche Bezeichnung „Parkinson’sche Krankheit“ [3, 4]. Seit 1997 wird am Geburtstag von James Parkinson (11. April) alljährlich der „Welt-Parkinson-Tag“ [5] begangen - mit dem Ziel, die Erkrankung ins öffentliche Bewusstsein zu rücken.

Das DZNE befasst sich mit unterschiedlichen Aspekten der Parkinson-Erkrankung: von der Erforschung ihrer molekularen Ursachen bis zu klinischen  Studien. Fachleute des DZNE untersuchen insbesondere, wie Defekte in der Erbinformation zur Erkrankung beitragen, sie erforschen die Rolle verklumpter Proteine und auch die Bedeutung von Fehlfunktionen der „Mitochondrien“ – der winzigen Kraftwerke der Zellen.

Vor diesem Hintergrund gibt Prof. Thomas Gasser, Leiter der klinischen Forschung am DZNE-Standort Tübingen, Einblicke in die Behandlung und Erforschung der Parkinson-Erkrankung.

Übersicht: DZNE-Studienergebnisse zur Parkinson-Erkrankung der jüngsten Monate und längerfristige Projekte

Hintergrund: Die Parkinson-Erkrankung

Alpha-Synuclein & Co.: Kleines Glossar zur Parkinson-Erkrankung

Alpha-Synuclein ist ein Protein, das im Körper natürlicherweise vorkommt und vermutlich für die Signalübertragung zwischen Nervenzellen von Bedeutung ist. Man findet es insbesondere im Bereich der Synapsen – so heißen die Kontaktstellen zwischen Nervenzellen. Darüber hinaus tritt es bei diversen Hirnerkrankungen in Erscheinung. Denn bei Parkinson und anderen neurodegenerativen Erkrankungen aus der Gruppe der „Synucleopathien“ kommt es zur Verklumpung: Alpha-Synuclein-Moleküle verkleben miteinander und bilden unlösliche Aggregate. Diese Aggregate (und weitere Substanzen) lagern sich in sogenannten Lewy-Körperchen (s. u.) ab. Das sind mikroskopisch kleine Partikel, die im Zuge einer Parkinson-Erkrankung in diversen Hirnregionen auftreten - und zwar im Inneren von Nervenzellen. In welcher Weise das Alpha-Synuclein und die Lewy-Körperchen an der Parkinson-Erkrankung beteiligt sind, ist bislang noch nicht genau verstanden. Die Alpha-Synuclein-Aggregate scheinen die Nervenzellen zu schädigen. Deshalb sind sie Ansatzpunkt für experimentelle Therapien: Diese zielen darauf ab, die anomalen Proteinklumpen abzubauen – zum Beispiel mit Hilfe von Antikörpern.

Die Basalganglien sind neuronale Schaltkreise, die insbesondere auf die Bewegungskontrolle einwirken und direkt mit der sogenannten Substantia Nigra (s. u.) verbunden sind. Mitunter wird die Substantia Nigra auch als Bestandteil der Basalganglien aufgefasst. Der Mangel an Dopamin, der mit Parkinson einhergeht, stört die Funktion der Basalganglien.

Dardarin: Bestimmte Mutationen (Abweichungen von der normalen DNA-Sequenz) im genetischen Bauplan des körpereigenen Enzyms „Leucine-rich repeat kinase 2“ (LRRK2) – auch PARK8 genannt - sind ein starker Risikofaktor für Parkinson. Das Enyzm ist darüber hinaus unter dem Namen „Dardarin“ bekannt. Diese Bezeichnung leitet sich ab von dem baskischen Wort für zittern.

Dopamin ist ein Botenstoff (auch „Neurotransmitter“ genannt), der Signale von einer Nervenzelle zur nächsten übermittelt. Dopamin wirkt im Körper auf vielfältige Weise: Weil der Botenstoff Motivation und Selbstwertgefühl steigert, wird Dopamin zu den Glückshormonen gezählt. Überdies ist es für die Bewegungskontrolle von Bedeutung. Bei Parkinson gerät der Dopamin-Stoffwechsel aus dem Gleichgewicht, da in der Substantia Nigra (s. u.) besondere Nervenzellen absterben, die diesen Botenstoff produzieren. Weil diese Nervenzellen nicht nachwachsen, kommt es zu einem Mangel an Dopamin und infolgedessen zu Bewegungsstörungen. Als „dopaminerg“ bezeichnet man Nervenzellen beziehungsweise neuronale Schaltkreise, die Dopamin produzieren.

Der Hirnstamm verbindet verschiedene Bereiche des Nervensystems – insbesondere Gehirn und Rückenmark – miteinander. Dieser neuronale Verkehrsknoten ist unter anderem für die Übermittlung von Steuersignalen vom Gehirn an die Gliedmaßen von Bedeutung. Er gliedert sich in Mittelhirn (Mesencephalon), Brücke (Pons) und verlängertes Rückenmark (Medulla oblongata). Die von der Parkinson-Erkrankung besonders betroffene Substantia Nigra liegt im obersten Abschnitt des Hirnstamms, dem Mittelhirn.

Idiopathisch: Für die meisten Parkinson-Erkrankungen gibt es keinen erkennbaren Auslöser. Man spricht von der „sporadischen“ oder auch von der „idiopathischen“ Parkinson-Erkrankung. Zu den Risikofaktoren für die sporadische Parkinson-Erkrankung zählen Schädel-Hirn-Traumata und Pestizide. Nur eine Minderheit der Parkinson-Erkrankungen (Schätzungen zufolge bis zu zehn Prozent der Fälle) ist genetisch bedingt. Diese Krankheitsvarianten nennt man „familiär“ oder „erblich“, da sie von Generation zu Generation weitergegeben werden können.

Lewy-Körperchen: Im Zuge einer Parkinson-Erkrankung tauchen Lewy-Körperchen beziehungsweise Aggregate von Alpha-Synuclein nach und nach in verschiedenen Hirnregionen auf. Diese allmähliche Verbreitung unterteilt man in sogenannte Braak-Stadien, benannt nach dem Neuropathologen Heiko Braak. Parallel zu dieser Entwicklung verändern sich die Krankheitssymptome und deren Schweregrad nimmt zu.

Mitochondrien sind die Kraftwerke von Zellen. Es sind winzige Gebilde innerhalb der Zellen, in denen ein Molekül namens ATP produziert wird. ATP ist sehr energiereich und dient als zellulärer Kraftstoff. Fehlfunktionen der Mitochondrien stehen im Verdacht, an der Parkinson-Erkrankung beteiligt zu sein.

Substantia Nigra: Typisch für die Parkinson-Erkrankung sind Schäden an einer Hirnregion, die gleichermaßen in der linken wie in der rechten Gehirnhälfte vorkommt. Aufgrund ihrer dunklen Färbung wird sie Substantia Nigra (Schwarze Substanz) genannt. Hier sterben spezielle Nervenzellen ab, die für gewöhnlich den Botenstoff Dopamin herstellen. Lange ging man davon aus, dass sich bei einer Parkinson-Erkrankung die Schäden auf die Substantia Nigra beschränken. Heute weiß man, dass auch andere Bereiche des zentralen Nervensystems betroffen sind. Es gibt sogar die Vermutung, dass die Parkinson-Erkrankung im Nervengeflecht des Magen-Darm-Traktes beginnen könnte und sich von dort über Nervenbahnen ins Gehirn ausbreitet.

Quellen/Historisches

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